: Laura Jungk
: Wie ich verschwand Mein Weg aus der Magersucht | Anorexie verstehen und überwinden: eine wahre Geschichte - ehrlicher bewegender Erfahrungsbericht für Betroffene und Eltern, mit Ratgeberteil
: Ullstein
: 9783843723015
: 1
: CHF 9.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
39 Kilo bei einer Körpergröße von 1,75 Metern: Laura wird mit 16 Jahren wegen Magersucht in eine Klinik eingewiesen. Aus der harmlosen Diät des Teenagers ist eine lebensbedrohliche Krankheit geworden - inklusive Depressionen, Panikattacken, Selbstverletzung und Lähmungserscheinungen. In ihrem ehrlichen, packenden Bericht schildert Laura den Weg in die Magersucht und wie sie wieder hinausfand. Feinfühlig und authentisch erzählt sie von typischen Mechanismen bei Essgestörten, ihrer psychischen Verfassung und der Belastung ihrer Familie. Die drastische Wahrheit über Anorexia nervosa - und ein Kompass für Betroffene und Angehörige, damit sie die Kraft finden, die lebensrettenden Schritte zu gehen.

Laura Jungk, geboren 2000, war schon als Kind kreativ; sie schrieb gerne Geschichten und hatte eine Band. Mit 13 Jahren erkrankte sie an Anorexia Nervosa und Depressionen, mit 20 veröffentlichte sie ihre Erfahrungen als Buch. Nach Abitur, Reisen durch Südamerika und einem FSJ in der Psychiatrie studiert sie seit 2021 Schauspiel in Köln.

2.
Im Zwielicht


Juni bis Oktober 2014

I didn’t want to wake up.
I was having a much better time asleep.
And that’s really sad.
It was almost like a reverse nightmare,
like when you wake up from a nightmare you’re so relieved.
I woke up into a nightmare.Ned Vizzini, It’s kind of a funny story

Als ich vier Jahre alt war, machten wir Urlaub auf Gran Canaria. Ich hatte orangefarbene Schwimmflügel und einen blauen Schwimmreifen mit kleinen Eisbären darauf. Jedes Mal, bevor ich ins Wasser sprang, und jede Sekunde, die ich im Wasser verbrachte, überprüfte ich, ob Schwimmreifen- und -flügel sicher bei mir waren.

Meine Mutter, mein Vater, meine Großeltern redeten auf mich ein, dass eines von beidem reichte, dass es nicht schlimm sei, wenn ich meinen blauen Schwimmreifen verlieren würde, dass ich ihn nicht überallhin mitschleppen müsse. Aber obwohl alle anderen Kinder und selbst mein zweijähriger Bruder nur mit den Schwimmflügeln über Wasser blieben, glaubte ich ihnen nicht. Ich war felsenfest davon überzeugt, ohne den Schwimmreifen zu ertrinken. Und so schleppte ich ihn zwei Wochen lang, Tag für Tag, zuerst mit an den Swimmingpool und später weiter mit ans Meer.

Daniel und ich sprangen gern vom Beckenrand, und ich klammerte mich stets fest an meinen Reifen, um ihn bloß nicht zu verlieren. Auch am letzten Tag. Mein Bruder sprang, ich sprang. Meine Mutter stand nicht weit von uns entfernt und beobachtete uns. Ich hatte mich wie immer doppelt abgesichert. Bei ein