: Andrea Camilleri
: Das Bild der Pyramide Commissario Montalbano blickt hinter die Fassaden. Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732578450
: Commissario Montalbano
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 270
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Heftiger Dauerregen drückt den Bewohnern im sizilianischen Vigàta aufs Gemüt, als Commissario Montalbano Nachricht vom Fund einer männlichen Leiche auf einer Baustelle erhält. Kurz darauf sind die Ehefrau des Ermordeten und ein mysteriöser Begleiter verschwunden. Die örtlichen rivalisierenden Clans weisen alle Schuld von sich und propagieren einen Ehrenmord. DochMontalbano kommt schon bald Machenschaften um einen lukrativen Bauauftrag auf die Spur ...



Andrea Camilleri ist der erfolgreichste zeitgenössische Autor Italiens und begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Eins


Der Donner krachte so laut, dass Montalbano aus dem Schlaf hochfuhr und vor Schreck fast aus dem Bett gefallen wäre.

Seit mehr als zwei Wochen goss es pausenlos wie aus Kübeln. Die Schleusen des Himmels hatten sich geöffnet, und es schien, als würden sie sich nie wieder schließen.

Es regnete nicht nur in Vigàta, sondern in ganz Italien. Im Norden waren Flüsse über die Ufer getreten, Überschwemmungen hatten schwere Schäden angerichtet, und in einigen Ortschaften waren die Bewohner sogar evakuiert worden. Doch auch im Süden war die Lage ernst. Ausgetrocknete Flussbetten, die man seit Jahrhunderten für tot gehalten hatte, waren wieder zum Leben erwacht und zerstörten rachsüchtig Häuser und Felder.

Am Abend vorher hatte der Commissario im Fernsehen einen Wissenschaftler warnen hören, Italien stehe vor einer gewaltigen geologischen Katastrophe, da keine Regierung jemals ernsthafte Maßnahmen für den Bodenschutz ergriffen habe.

Wie ein Hausbesitzer, der nie darüber nachgedacht hatte, das kaputte Dach oder die beschädigten Fundamente seines Hauses zu reparieren. Und der sich dann wunderte und beschwerte, wenn eines Tages das Haus über ihm zusammenstürzte.

Vielleicht haben wir ein solches Ende verdient, war Montalbanos bitterer Kommentar.

Er machte Licht und sah auf die Uhr. Fünf nach sechs. Zu früh, um aufzustehen.

Mit geschlossenen Augen genoss er das Rauschen des Meeres. Ob es friedlich war oder wütend, es erfüllte ihn jedes Mal mit einem Glücksgefühl. Und dann wurde ihm bewusst, dass es aufgehört hatte zu regnen. Er stand auf und öffnete die Fensterläden.

Dieser Donnerschlag war wie der Abschlussböller eines Feuerwerks gewesen. Tatsächlich fiel kein einziger Tropfen mehr, und die leichten und luftigen Wolken, die nun von Osten heranzogen, würden die dicken schwarzen Regenwolken schnell verjagen. Zufrieden legte er sich wieder ins Bett.

Es würde also keiner jener trüben grauen Tage werden, die ihm die Laune verdarben. Jetzt fiel ihm auch wieder ein, was er geträumt hatte, bevor ihn das Krachen des Donners aus dem Schlaf gerissen hatte:

Er war durch einen stockdunklen Tunnel gelaufen, in der rechten Hand eine Petroleumlampe, die nur wenig Licht spendete. Einen Schritt hinter ihm schleppte sich ein Mann vorwärts, den er kannte, dessen Namen er aber nicht wusste. Irgendwann sagte der Mann:

»Ich