: Eve Hietamies
: Windelvollkatastrophe Roman
: Piper Verlag
: 9783492995030
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Baby sind wie Wecker ohne Snoozefunktion. In Jonas' Leben läuft alles nach Plan - bis Söhnchen Oskar das Licht der Welt erblickt und seine Frau Pia sich auf und davon macht. Als wäre die Vaterrolle nicht abenteuerlich genug, muss sich Jonas nun als Alleinerziehender durchschlagen. Dabei muss er sich als Windelbezwinger behaupten und im Baby-Musikclub gute Miene zum bösen Spiel machen. Zugegeben: Auf den zweiten Blick ist die dort anzutreffende Spezies der frischgebackenen Mamis gar nicht so abschreckend. Einer von ihnen will Jonas ganz besonders imponieren, und nicht nur Oskar und sich selbst beweisen, dass er der coolste Papi der Welt ist. »Windelvollkatastrophe« von der finnischischen Erfolgs-Autorin Eve Hietamies ist eine charmant-witzige Geschichte über die Höhen und Tiefen eines alleinerziehenden Vaters. »Irrsinnig komisch! Dieses Buch bringt einen zum Lachen, egal ob man Kinder hat oder nicht!« Cosmopolitan

Eve Hietamies, geboren 1964 in Lapeenranta, ist eine finnische Bestsellerautorin und Journalistin, die auch Drehbücher für Fernsehserien schreibt. Ihre Reihe um den alleinerziehenden Vater Jonas war ein Überraschungserfolg in Finnland. Der erste Teil wurde 2017 verfilmt und die Verfilmung der Fortsetzung ist schon in Planung.

2


 

»Aber natürlich kommst du!«, hatte Ulla aus der Beratungsstelle gesagt.

Natürlich. Da passiert ja auch gar nichts Besonderes. Man trinkt lediglich ein bisschen Kaffee, und irgendjemand erzählt etwas, aber das Wichtigste ist ja sowieso nicht die Veranstaltung an sich, sondern überhaupt zu kommen. Networking. Die Möglichkeit, sich mit Leuten auszutauschen, die in derselben Situation sind.

Als ich das hörte, musste ich lachen.

»Und wie viele davon sind denn bitte in derselben Situation wie ich?«

Normalerweise werden die Frauen der Beratungsstelle nicht wütend, sondern setzen stattdessen einen tadelnden oder besorgten Gesichtsausdruck auf. Ullas Blick war beides zugleich: tadelnd besorgt. »Du weißt ganz genau, was ich meine. Wie geht’s euch?«

»Erzähl du es mir.«

Ulla seufzte. Wieder derselbe Gesichtsausdruck.

»Wir ziehen dem Jungen jetzt erst mal seine Klamotten aus.«

 

Im darauffolgenden Monat ging ich wieder hin. Dieselben verdutzten Gesichter, aber diesmal sah ich auch Neugierde. Ich passte zu dieser Gruppe genauso gut wie ein Mädchen zu einem Weitpinkelwettbewerb.

Ich zog meinem Sohn seine Klamotten aus, warf einen Blick in die Windel, legte ihn dann auf den Schlafsack und setzte mich anschließend wieder mit schmerzendem Rücken auf diese dämliche, rosafarbene Gymnastikmatte. Verspätet schlüpfte schließlich auch Elli in den Raum und begann, Tilda den Schneeanzug auszuziehen.

Neben dem Couchtisch hielt dieses Mal eine Dentalhygienikerin vom Gesundheitszentrum einen Monolog. Sie war klein, hatte eine Prinz-Eisenherz-Frisur und verkündete mit finsterer Miene, dass man mit Snacks und Säften bereits die Zähne der unter Dreijährigen ruiniert. Weil es den Eltern nämlich total egal ist! Ohne Gewissensbisse verteilt man Schnuller und Fläschchen, und dann lässt man das Kind so lange daran rumnuckeln, bis die Zähne wie bei einem Karnickel aussehen.

In dem Moment hätte ich natürlich etwas entgegnen können, aber ich hielt den Mund.

»Und am schlimmsten ist das Küsschen Geben!«, fuhr die Frau wütend fort. »Man verteilt Küsschen, weil man das Baby ja so schrecklich lieb hat, und dadurch werden dann auch die Kariesbakterien von einem Mund zum anderen übertragen. Und wenn der Schnuller oder Löffel mal auf den Boden fällt, dann macht man sich erst gar nicht die Mühe, diesen unter dem Wasserhahn abzuspülen, sondern taucht ihn stattdessen lieber in den Bakterienpool im eigenen Mund!«

Oskars Schnuller fiel aus seinem Mund. Ich hob ihn auf, saugte ihn sauber und steckte ihn dann wieder zurück in seinen Mund.

»Unverantwortlich!«, polterte die Alte weiter.

Einige der Frauen sahen aus, als ob sie gleich ernsthaft in Tränen ausbrechen würden, und ein paar Kinder fingen dann auch tatsächlich an rumzuheulen, als ihre Mütter ihnen die Schnuller wegnahmen. Ich warf einen Blick auf die Uhr, holte das Milchfläschchen aus der Tasche und stellte es in die Mikrowelle.

»Die Kinder, die nur wenige Monate gestillt wurden, leiden häufiger unter Bissanomalien«, schwafelte die Frau weiter.

Die Mikrowelle machtePing, ich nahm das Fläschchen raus, ging damit zurück zu Oskar und fütterte ihn.