: Janina Breitling
: Bärti muss mit! Wie mein Sohn, sein Teddy und ich die Welt erkunden
: Piper Verlag
: 9783492992817
: 1
: CHF 8.00
:
: Welt, Arktis ,Antarktis
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bevor ihr fünfjähriger Sohn eingeschult wird, will die Alleinerziehende Janina Breitling noch einmal intensiv die verbleibende Zeit mit ihm genießen. Von ihrer Idee, zusammen auf Weltreise zu gehen, ist Max sofort begeistert, allerdings unter einer Bedingung: Sein Teddy Bärti muss mit! Mit Rucksack und schmalem Budget machen sie sich auf den Weg und werden mit offenen Armen empfangen. Zwei Jahre erkunden sie faszinierende Länder wie Indonesien, Australien, die Mongolei, Mexiko und Israel. Sie schließen Freundschaften mit wunderbaren Menschen, lernen spannende Kulturen und traumhafte Orte kennen - und sind der beste Beweis: Reisen mit Kindern soll zu kompliziert, zu teuer, zu gefährlich sein? Von wegen!

Janina Breitling, Jahrgang 1983, arbeitete als Redakteurin und Reisejournalistin für verschiedene Fernseh- und Printredaktionen, darunter Sat.1 und Servus TV. Um mit ihrem Sohn Max auf Weltreise gehen zu können, wechselte sie in die Freiberuflichkeit. Über ihre gemeinsamen Abenteuer berichtet sie auf ihrem Blog »Bärti muss mit«. Sie lebt, wenn nicht unterwegs, mit ihrem Sohn in München.

 

Prolog: One night in Bangkok …


Auf einmal fange ich an zu schwitzen. Und zwar so richtig. Auf meiner Stirn bildet sich ein Tropfen nach dem anderen, ich kann es regelrecht fühlen. Max liegt neben mir. Alle viere von sich gestreckt. Die Augen geschlossen, auf den Lippen ein feines Lächeln. Das Leinentuch hat er weit von sich gestrampelt. Bärti, seinen Teddybär, nah an sich herangezogen. Auch Max sieht ein bisschen klebrig aus, aber im Vergleich zu mir noch immer ziemlich frisch. Ich schalte die Klimaanlage an. Das Surren hat ja manchmal etwas Beruhigendes. Manchmal. Nur nicht in diesem Moment.

Denn in diesem Moment überkommt es mich. Mitten in Thailand. Mitten im Urlaub. Mitten in der Nacht. Zukunftsangst. Völlig unangemeldet, doch dafür umso stärker. Es ist Dezember, 2015 ist bald Vergangenheit. Max ist viereinhalb Jahre alt und noch rund 550 Tage entfernt von einem Leben, das im Vergleich mit dem jetzigen nicht fremder erscheinen könnte. Einem Leben als Schulkind. Unsere gemeinsame Zeit bestimmen wir dann nicht mehr selbst. Wir werden bestimmt. Am meisten Max. Mit festen Strukturen, großen Pausen und kleinen Ferien. Dennoch: Ich als dazugehörige Mutter bin angekettet an das gleiche Programm.

Und feste Strukturen sind nicht mein Ding. Ganz und gar nicht. Ich arbeite als freie Journalistin. Ein ziemliches Privileg, denn ich kann mir meine Jobs und somit das Leben mit meinem Sohn in einem vorgegebenen Rahmen ganz gut einteilen. Je nach Auftragslage, Lust und Laune. Wird das Geld knapp, stürze ich mich in die Arbeit. Wenn wenig zu tun ist, klinken wir uns ein bisschen aus. Das ist unsere Freiheit. Und so landen wir dann an Orten wie diesem. Thailand. Bangkok. Generell eher entspannt. Generell schon sehr paradiesisch. Doch irgendwie noch nicht perfekt. Noch nicht das, was ich wirklich will. Es sind nur kurzzeitige Ausbrüche aus dem normalen Leben, denn nach ein paar Wochen müssen wir wieder zurück. Max in den Kindergarten, ich an den heimischen Schreibtisch. Das aber will ich ändern. Das will ich durchbrechen. Keine kurzen Urlaube mehr, sondern eine längere, eine lange Reise. Unterwegs leben, unterwegs arbeiten, zusammen mit Max auf der ganzen Welt ankommen.

Ich drehe mich von einer Seite auf die andere. Licht aus, Licht an. Die Gedanken im Power-Modus. Die Angst wird nicht weniger, sondern von Minute zu Minute größer. Fast panikartig. Was sind schon eineinhalb Jahre? Wo sind überhaupt die letzten vier geblieben? Habe ich nicht gestern noch Windeln gewechselt und verdreckte Strampler gewaschen? Und jetzt liegt mein einst so kleines Baby schnarchend neben mir. Fast halb so groß wie ich. Schlagartig wird mir das bewusst. In der Hitze der Nacht, in Schweiß gebadet. Angstschweiß zum Anfassen. Panik zum Mitnehmen. Solche Reisen wie diese hier gibt es höchstwahrscheinlich nicht mehr, wenn Max erst mal in der Schule ist. So viele gemeinsame Momente auch nicht. Ich möchte meinen Sohn beim Aufwachsen beobachten. Ihm zur Seite stehen und Teil seiner Welt sein. Täglich Zeit mit ihm verbringen, nicht nur am Nachmittag oder in den Ferien. Dann, wenn alle loswollen. Und ich es mir womöglich nicht mehr leisten kann.

Eine Lösung muss her. »Carpe diem« steht in großen Lettern auf meiner Hüfte. Pflücke den Tag. Mach was draus, bevor die Chance vorüber ist. Eineinhalb Jahre sind besser als gar nichts, doch wenn ich nich