: Gaby Hauptmann
: Frauenhand auf Männerpo und andere Geschichten
: Piper Verlag
: 9783492984140
: 1
: CHF 4.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ironische und witzige Stories rund um Beziehungen zwischen Frauen und Männern - von Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann! Ebenso unterhaltsam und hinterhältig wie Gaby Hauptmanns Erfolgsromane ist dieses Buch mit seinen Geschichten. Mit leichter Hand und einer kräftigen Prise Ironie gewürzt, sind diese Storys ein Lesevergnügen, das sich weder Frau noch Mann entgehen lassen sollten: Wie immer weiß Gaby Hauptmann anschaulich und augenzwinkernd aus dem Beziehungsdschungel zu berichten, der für ihre Heldinnen ebenso viele Überraschungen bereithält wie für ihre Leserinnen und Leser

Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Ihre Romane »Suche impotenten Mann fürs Leben«, »Nur ein toter Mann ist ein guter Mann«, »Die Lüge im Bett«, »Eine Handvoll Männlichkeit«, »Die Meute der Erben«, »Ein Liebhaber zuviel ist noch zuwenig«, »Fünf-Sterne-Kerle inklusive«, »Hengstparade«, »Yachtfieber«, »Ran an den Mann«, »Nicht schon wieder al dente«, »Rückflug zu verschenken«, »Ticket ins Paradies«, »Hängepartie«, »Liebesnöter«, »Zeig mir was Liebe ist«, » Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud« und »Scheidung nie - nur Mord!« sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Außerdem erschienen die Erzählungsbände »Frauenhand auf Männerpo« und »Das Glück mit den Männern«, ihr ganz persönliches Buch »Mehr davon. Vom Leben und der Lust am Leben«, das Kinderbuch »Rocky der Racker«, die mehrbändigen Jugendbuchreihen »Alexa, die Amazone« und die »Kaya«-Reiterbücher, sowie »Wo die Engel Weihnachten feiern« und die von ihr herausgegebene Anthologie »Gelegenheit macht Liebe«. Zuletzt erschien »Plötzlich Millionärin - nichts wie weg!«. 2019 moderierte Gaby Hauptmann die Runde 'Talk am See' im SWR, in der sie wöchentlich mit Prominenten und Gästen aus der Region zu aktuellen Themen sprach.

FRAUENHAND AUF MÄNNERPO

Als er an ihr vorbeiging, stellte es ihr mitten im Satz das Lächeln ab. So einen Hintern an einem Mann hatte Lisa noch nie gesehen. Instinktiv drehte sie sich nach ihm um. Seine Figur, seine Haltung, seine Art, sich zu bewegen – alles wirkte kraftvoll und dennoch geschmeidig, mehr Tier als Mensch, eine Großkatze auf der Pirsch.

Lisa hielt den Atem an. Sie mußte ihn unbedingt von vorne sehen, sie durfte den Zeitpunkt nicht verpassen, wenn er von der Toilette zurückkommen würde. Mit einem unbewußten Seufzer drehte sie sich zu Gerold um. Er war mit seinen Artischocken beschäftigt und schmatzte, leckte und saugte leise vor sich hin. Sie hatte es gewußt! Es war jedesmal so! Wenn sie sich nach langem Suchen und etlichen Vergleichen endlich für etwas entschieden hatte, geriet sie garantiert zwei Tage später an ein noch schöneres Stück.

Mit fast allen ihren Möbeln war es ihr so passiert und vor kurzem auch noch mit ihrem Wagen: gebraucht, aber günstig – und prompt sah sie eine Woche später dasselbe Modell mit weniger Kilometern, mehr Extras und gesteigerter Power zum selben Preis. Und jetzt das!

Sie hatte es geahnt, als Gerold ihr den Ring überstreifte und auf Geheiß des Pfarrers der Kuß folgte. Es lag förmlich in der Luft, und während sie Gerolds Lippen spürte, sah sie, wie sich der aufsteigende Kerzenrauch vor den hohen, bunten Kirchenfenstern zu einem hämischen Grinsen kräuselte.

»Heirate ihn nur, du wirst schon sehen, was du davon hast!« hörte sie die Kirchenglocken singen, als sie vor das Kirchenportal trat. Daß sie ihrer besten Freundin mit dem Brautstrauß ein blaues Auge warf, tat nur noch ein übriges: Es bestätigte ihr, daß es kommen würde, wie es jetzt kam. Es war nicht ihre Schuld, es war immer so, sie hatte falsch gewählt! Eben war der Mann, der Mann schlechthin an ihr vorbeigeschritten. Wie sollte sie nun noch die Flitterwochen genießen können? Aus dem Traum war ein Alptraum geworden. Sie konnte mit Gerold nicht mehr ins Bett, er war der Falsche!

Lisa nippte aufgeregt an ihrem Rotweinglas und beobachtete dabei ihren frisch angetrauten Ehemann. Er lutschte und zuzelte noch immer hingebungsvoll an seinem Artischockenblatt, spürte ihren Blick, schaute auf und zwinkerte ihr zu.

»Ich trainiere schon mal …«

Lisa erschauerte, im selben Augenblick hörte sie die Tür hinter sich. Das Restaurant ihres Ferienhotels war nicht groß, er mußte an ihrem Tisch vorbeikommen. Sie ließ ihre Serviette fallen und drehte sich danach um. Er kam direkt auf sie zu. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Gleich würde er sich nach ihrer Serviette bücken, und sie würden zusammen hinausgehen.

Was heißt gehen. Schweben würden sie, verheißungsvoll, begehrlich, im Rausch der Erwartung. Aber er schenkte ihr nicht einmal einen Blick, sondern ging zielstrebig an ihr vorbei, verschwand im hinteren Teil des Restaurants. Sie starrte seinem Jeanshintern nach, obwohl er schon lange nicht mehr zu sehen war.

»Was meinst du, Liebling, wollen wir hinaufgehen?«

Gerolds Hand legte sich auf ihre.

»Wie? Was? Das war doch erst die Vorspeise …«

Gerold lächelte ihr verschwörerisch zu. »Ich dachte, zum Auftakt unserer Flitterwochen und unserer Ehe könnten wir mit unserem Menü gleichziehen.« Er senkte die Stimme: »Erst genüßlich die Vorspeise, dann langsam das Hauptgericht und schließlich das köstliche Dessert.«

Lisa schaute ihm in die Augen. Die Iris war unentschlossen schlammgrau, der Kopf zu rund, die Haare zu licht. Alles an ihm war Mensch, keine Spur von Tier. Der Panther war zu spät gekommen, wie würde sie das überleben!

»Wie wäre es mit einem furiosen Hauptgericht?« fragte sie matt, griff nach der Flasche mit dem schweren Rotwein und schenkte ihm nach.

»Es ist mir alles recht, solange du im Speiseplan enthalten bist!«

Lisa trank ihr Glas in einem Zug leer und überlegte, ob der Panther wohl alleine oder zu zweit im Hotel war. Sie würde es herausfinden, denn »Ich bin die Götterspeise« rutschte ihr laut heraus.

»Das weiß und genieße ich.« Gerold nickte ihr zu, während er nach einem neuen Blütenblatt griff.

Lisa hat in ihrem Kopf eine zweite Ebene entdeckt