KAPITEL 1
November 1871 – Swindon, England
Fergus Deagan stand in der Küche und starrte den Arzt entsetzt an. »Aber Siemüssen doch irgendetwas tun können!«
»Es tut mir sehr leid, Mr Deagan, aber ich kann die Blutung nicht stillen. Wir Ärzte sind machtlos gegen die Prüfungen einer Niederkunft. Aber Ihnen bleibt wenigstens noch die Zeit, von Ihrer Frau Abschied zu nehmen.« Er zog seine Taschenuhr hervor, blickte prüfend darauf und ging in die Diele. »Leider muss ich jetzt zu einem anderen Patienten. Es gibt nichts, was ich noch für Sie tun könnte.«
Er verließ das kleine Reihenhaus, eilte die Straße hinunter, und jeder Schritt war für Fergus wie ein Schlag ins Gesicht und dröhnte in seinem schmerzenden Schädel.
Die Nacht war grauenvoll gewesen, als seine Frau sich damit quälte, das Kind zur Welt zu bringen, und jetzt das. Eine Zeit lang konnte er sich nicht bewegen, sondern stand einfach nur da, an den Türpfosten gelehnt, und starrte auf die Straße. Dann bemerkte er, dass eine Nachbarin von ihrer Haustür zu ihm herübersah, und er schüttelte den Kopf, um ihr zu bedeuten, dass es nicht gut stand. Leise schloss er die Tür. Dann ging er die Treppe hinauf, niedergedrückt von Kummer. Und von Schuldgefühlen.
Als er das Schlafzimmer betrat, drückte ihm die Hebamme ein sich windendes Bündel in die Arme.
»Trösten Sie sich mit -«
»Das tröstet mich nicht!«, fiel Fergus ihr leise ins Wort und blickte voller Abscheu auf dieses wimmernde Stückchen Mensch in seinen Armen. Er gab ihr das Kind zurück, ohne zu fragen, ob es ein Junge war oder ein Mädchen. Was kümmerte ihn das jetzt noch?
»Ich will mit meiner Frau allein sein.«
Als die Hebamme keine Anstalten machte zu gehen, schob er sie hinaus auf den Flur. »Ich will nicht, dass die Jungen heraufgebracht werden, um sich zu verabschieden. Sie sollen ihre Mutter so in Erinnerung behalten, wie sie im Leben war. Außerdem hat sie sich von ihnen verabschiedet, als die Wehen eingesetzt haben.«
Nur für den Fall, hatte Eileen mit einem schwachen Lächeln zu ihm gesagt. Als hätte sie gewusst, dass sie es nicht überleben würde. Als würde sie sich schon von ihnen entfernen in eine andere Welt.
Er schloss die Schlafzimmertür, kniete sich neben ihr Bett auf den Boden und nahm ihre Hand. Sie war so blass und kraftlos, dass er einen Moment lang dachte, sie habe nicht mehr auf ihn gewartet, um ihm Lebewohl zu sagen, dann sah er den Puls an ihrem Hals flattern.
Sie öffnete die Augen und blickte ihn an.
»Der Doktor irrt sich«, sagte er mit einer Stimme, aus der seine ganze Verzweiflung sprach. »Wir werden dich gut pflegen und dafür sorgen, dass du wieder gesund wirst.«
»Bin zu müde. Bin schon so lange müde.« Sie flüsterte die Worte und schaffte es nur mühsam, die Hand zu heben und ihm über das dichte schwarze Haar zu streichen.
Er drückte ihre Hand ganz fest und wünschte, er könnte ihr die Hälfte seiner Kraft geben.
Als Eileen wieder anfing zu sprechen, war ihre Stimme noch schw