I. Proletarische Strategie und der internationale Charakter der sozialistischen Revolution
1. Marx und Engels begründen die Strategie der sozialistischen Weltrevolution
»Die Begriffe Strategie und Taktik stammen aus der Militärwissenschaft. Der Klassenkampf ist ein Bürgerkrieg der sich unversöhnlich gegenüberstehenden Klassen. Von daher ergibt sich von vornherein die Nähe zur Kriegswissenschaft.« (Willi Dickhut1,»Strategie und Taktik im Klassenkampf«, I. Teil, S. 9)
Die Strategie folgt in erster Linie dem wissenschaftlich untersuchten gesetzmäßigen Verlauf des Klassenkampfs. Das reale Voranschreiten des Klassenkampfs wird aber mehr oder weniger stark von Faktoren beeinflusst, die außerhalb seines gesetzmäßigen Verlaufs liegen und nicht vorhersehbar sind. Willi Dickhut schreibtüber diesen Zusammenhang:
»Das bedeutet, daß wir die Ereignisse, Vorgänge, Entwicklungen in der Natur und Gesellschaft in ihrer Notwendigkeit, in ihremgesetzmäßigen Zusammenhanguntersuchen müssen. Von dieser Grundlage aus müssen wir Analysen erstellen und eine strategische und taktische Linie für den proletarischen Klassenkampf erarbeiten. Wir werden dabeidas Zufälligein denäußeren Zusammenhängennicht in Rechnung stellenkönnen, weil wir es nicht voraussehen können. Als Richtlinie eines bewußten Handelns kann die politische Linie einer revolutionären Parteinur von dem Notwendigen,nicht von dem Zufälligen, vom Wesentlichen, nicht vom Unwesentlichen, also von der gesetzmäßigen Entwicklung in der Gesellschaft ausgehen. Das ist die dialektische Methode.« (»Die dialektische Methode in der Arbeiterbewegung«, S. 69/70)
Der große Dialektiker unter den Militärwissenschaftlern, Carl von Clausewitz, zog in seinem Werk»Vom Kriege« den Schluss:
»Der Krieg ist das Gebiet des Zufalls. In keiner menschlichen Tätigkeit muß diesem Fremdling ein solcher Spielraum gelassen werden, weil keine so nach allen Seiten hin in beständigem Kontakt mit ihm ist. Er vermehrt die Ungewißheit aller Umstände und stört den Gang der Ereignisse.« (S. 54/55)
Das gilt umso mehr, als der Klassenkampf heute zunehmend internationalen Charakter angenommen hat und sich die Faktoren potenziert haben, die weder vorhersehbar noch beeinflussbar sind.
DieDialektik des gesetzmäßigen und zufälligen Verlaufs des Klassenkampfs erfordert, dass derwahrscheinliche konkrete Verlauf prognostiziert und in die proletarische Strategie einbezogen wird. Dafür ist die Auswertung historischer Erfahrungen sowie die Berücksichtigung der konkreten Entwicklung erforderlich.
Karl Marx und Friedrich Engels legten ihrer Strategie einelogische Analyse der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Klassenkampfs zugrunde und verbanden sie ständig mit einerhistorischen Analyse der realen Entwicklung der revolutionären Bewegungen ihrer Zeit. Durch kritisch-selbstkritischeÜberprüfung ihrer Ansichten modifizierten sie die proletarische Strategie entsprechend den Erfordernissen der Praxis. In ihrem Erkenntnisprozess verwirklichten sie unerschütterliche Prinzipienfestigkeit in Bezug auf die Grundfragen des Klassenkampfs, verbunden mit hoher Flexibilität und Beweglichkeit in der proletarischen Taktik. Erst die Einheit von logischer und historischer Analyse und Synthese schafft das Fundament der proletarischen Strategie und Taktik.
Der wesentlich internationale Charakter des proletarischen Klassenkampfs
Bereits im»Manifest der Kommunistischen Partei« von 1847/ 1848 machten Marx und Engels darauf aufmerksam, dass derKlassenkampf des Proletariats in seinem allgemeinen Wesen internationalen Charakter hat.In der Form behält er jedoch entsprechend der nationalstaatlich organisierten Produktionnationalen Charakter. Entsprechend heißt es:
»Obgleich nicht dem Inhalt, ist der Form nach der Kampf des Proletariats gegen die Bourgeoisie zunächst ein nationaler. Das Proletariat eines jeden Landes muß natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden.« (Marx/Engels, Werke, Bd. 4, S. 473)
Marx und Engels begründeten den internationalen Inhalt und allgemeinen Charakter des Klassenkampfs mit deruniversellen Entwicklung des Verkehrs und der Produktivkräfte des Kapitalismus. Darunter verstanden sie das lebendige Zusammenwirken aller Produzenten mit allen anderen im mannigfaltigen gesellschaftlichen Produktionsprozess. Dieser reißt tendenziell jede lokale und nationale Beschränktheit nieder und bringt alle Menschen und Nationen