Die erste explizite Formulierung eines epistemologischen Traumarguments findet sich in Platons DialogTheaitetos (Tht. 157e1-158d10), der als die Urschrift der Erkenntnistheorie gelten kann. Damit sind entscheidende Weichen für die weitere Entwicklung der Skepsis gestellt. In diesem Dialog wird nämlich die Frage erörtert, was Wissen eigentlich sei. Platon antizipiert hier eine Vielzahl erkenntnistheoretischer Positionen, die erst im 19. und 20. Jahrhundert philosophisch detailliert entwickelt worden sind. Die tragische Dimension des Wissens und der Differenz von Sein und Schein tritt dabei in den Hintergrund, obwohl man bei genauerem Hinsehen in der literarischen Komposition des Dialogs Spuren der existenziellen Dimension der Frage nach dem wirklichen Sein finden wird.
ImTheaitetos werden nacheinander drei Definitionen von ›Wissen‹ diskutiert und widerlegt. Platons Traumargument findet sich dabei im ersten Teil des Dialogs, in dem die Definition von Wissen als Wahrnehmung diskutiert und ad absurdum geführt wird. Das Traumargument dient in diesem Zusammenhang nicht, wie später bei Descartes, dazu, die Wahrnehmung als Quelle von Wissen insgesamt infrage zu stellen und ein irrtumsimmunes Fundament des Wissens zu suchen. Freilich ist Platon weit davon entfernt, empirisches Wissen überhaupt als Wissen sensu stricto gelten zu lassen. Das Traumargument richtet sich bei Platon genau besehen gegen die Identifikation von Wahrnehmung und Wissen, der zufolgenur Wahrnehmung Wissen ist. Es gehört somit in den Kontext einer Kritik des radikalen Sensualismus, der behauptet, dassalles Wissen Wahrne