: Jean Schoos, Robert Soisson, Claude Vandivinit
: Sprachen, Interferenz und Intelligenz Eine soziolinguistische Untersuchung in Luxemburg
: Books on Demand
: 9783741233432
: 2
: CHF 5.60
:
: Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft
: German
: 300
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Rund 40 Jahre nach der Publikation dieser Diplomarbeit in einer limitierten Auflage, versuchen die Autoren nun über diesen Weg, sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Uni Luxemburg hat 2015 einen eigenen Forschungsbereich"Luxemburgis ik" eingerichtet und diese Arbeit könnte dazu immer noch einen lesenswerten Beitrag leisten. Sie wurde damals von Prof. Dr. Norbert Groeben mit der Note 1-2 bewertet. Er hatte den Autoren vorgeschlagen, an dem Thema weiterzuarbeiten, was aber aufgrund der unterschiedlichen beruflichen Laufbahnen in Vergessenheit geriet. Einige Gedankengänge dieser Arbeit sind durchaus noch aktuell und weiterer Untersuchungen würdig.

Jean SCHOOS wurde 1947 in Luxemburg geboren. Nach dem Abitur an der Sekundarschule"Lycée de Garçons" in Luxemburg studierte er Chemie und danach Psychologie an der Universität Heidelberg, wo er 1975 das Diplom in Psychologie erwarb. Nach drei Jahren Arbeit in der Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung in Heidelberg kehrte er nach Luxemburg zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung Direktor der Jugendhilfeeinrichtung"Jongen eem" wurde. Jean ist verheiratet, hat 2 Söhne und eine Tochter und lebt seit mehreren Jahren in Luxemburg und Berlin.

1.127 Dichotomisierung


Es wäre müßig, wiederum. alle Beispiele aufzuzählen, in denen Bernstein zwei entgegengesetzte Pole als Dimensionen seiner Variablen setzt. Die Beispiele erscheinen fast alle auf den vorhergehenden Seiten.

Kurz, die Praxis der Dichotomisierung ist wesentlich für Bernsteins Theorie. über seine Erfahrung als Pädagoge interessierte er sich wahrscheinlich mehr an den Extremen (gut - schlecht) schulischer Leistungen als an dem Mittelmäßigen. In dieses Schema presste er auch seine Theorie. Auch wenn diese dichotomen Begriffe für ihn vor allem eine heuristische Funktion haben, so implizieren sie doch einen normativen Standpunkt. Die Differenz-Konzeption ist differenzierter, weil sie explizit auf Normen und damit auch Dichotomisierungen verzichtet.

Es ist verwirrend, wenn Oevermann schreibt:

"Vielmehr scheint das, was Bernstein eindimensional als"restringiert" und"elaboriert" bezeichnet, in verschiedenen, unabhängig voneinander variierende linguistische Dimensionen zu zerfallen." (a.a.O., S.403-404)

um dann

"ein Kontinuum von"restringiert" bis"elaboriert"" (ibd., 404)

zu unterstellen.

Bernstein war sich dessen wohl bewusst, dass die Codes nie"in reiner Form" auftreten. Sie entsprechen in der Wirklichkeit der linguistischen Norm einerseits und einem (oder mehreren) diese Norm verletzenden Sprachvarianten andererseits. Dass es unterschiedliche Stufen im Verstoß gegen diese Norm gibt bezweifelt niemand. Oevermanns Kriterien sind deshalb umso