: Agnes Imhof
: Das Buch des Smaragds Historischer Roman
: Piper Verlag
: 9783492982009
: 1
: CHF 4.10
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Córdoba, 979: Im Hof der Moschee wird die junge Sklavin Atika Zeugin, wie das legendäre »Buch des Smaragds« als Ketzerwerk verbrannt wird. Seine unheimliche Macht schlägt nicht nur Atika in ihren Bann, sondern auch den düster-faszinierenden Amr und den jungen Aristokraten Safwan. Fieberhaft suchen sie nach der letzten Kopie, um dem rätselhaften Buch sein Geheimnis zu entreißen. Unversehens wird die Jagd nach dem verbotenen Buch nicht nur zu einer Gefahr für Leib und Seele, sondern stellt auch Atikas Liebe auf eine harte Probe ...

Agnes Imhof, geboren 1973 in München, studierte Philosophie, ist promovierte Islam- und Religionswissenschaftlerin und spricht unter anderem Arabisch, Persisch und Italienisch. Die Islamexpertin ist in klassischem Gesang ausgebildet und liebt den Schwertkampf. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie bei München. »Die Königin der Seidenstraße« ist nach »Das Buch des Smaragds« ihr zweiter Roman.

Als er wenig später die Treppen zu den Gefängniszellen hinabstieg, fragte Safwan sich, ob er nicht doch besser auf Lubna gehört hätte. Er schob den Gedanken beiseite. Der Wachsoldat, den er bestochen hatte, ging ihm voraus. Safwan war überrascht gewesen, wie leicht es war, einen korrupten Polizisten zu finden. Allerdings setzte sich nun in seinem Kopf die Frage fest, ob ein Söldner, der sich von einem unerfahrenen Jüngling bestechen ließ, nicht auch von ganz anderen Männern Geld nahm. Etwa von Ziri. Er holte tief Atem und konzentrierte sich auf die enge, steile Treppe. Der muffige Geruch, den er schon oben wahrgenommen hatte, verstärkte sich zu einem beinahe unerträglichen Gestank von Schweiß, Blut, Exkrementen und fauligem Wasser, je weiter sie nach unten vordrangen. Safwan hätte sich am liebsten ein Taschentuch vor die Nase gehalten. Der Soldat, von dem dieselben Kerkerdüfte ausgingen, musterte ihn bisweilen mit einem beunruhigenden Blick. Als sie den ersten Treppenabsatz erreichten, wies der Wächter mit seiner schmutzigen Hand schweigend auf einen kleinen Raum. Hinter einem schweren Gitter hockte Nabil am Boden. Safwan blieb auf der Treppe stehen. Selbst hier, im oberen Teil des Gefängnisses, war der festgestampfte Lehm mit stinkenden Pfützen bedeckt. Über die feuchten Wände zogen sich dunkle Schimmelflecken. Rechts von der Zelle führte die Treppe zum eigentlichen Kerker noch weiter nach unten.

»Nur kurze Zeit,Sidi«, erinnerte ihn der Soldat mit gedämpfter Stimme und einem neuerlichen Blick, der Safwans Mißtrauen noch verstärkte. »Es wäre sonst zuviel gewagt.« Safwan nickte wortlos und stieg die letzten Stufen alleine hinab. Der Wächter blieb weiter oben in einiger Entfernung stehen.

Der Bibliothekar wirkte erschöpft. Safwan hatte zwanzig Dirham zusätzlich dafür bezahlt, daß Nabil eine Zelle für sich alleine bekam, daß man ihn wusch und ihm saubere Kleider gab. Doch auch das konnte nicht verbergen, daß er in schlechtem Zustand war. Seine Wangen waren hohl, die Augen stachen dunkel aus seinem bleichen Gesicht hervor. In seinen dünnen Bart hatte sich neues Grau gemischt.

Safwan sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Es gab keine. Also ließ auch er sich langsam auf dem Boden nieder und zog seine Kleider eng an den Körper, um sie so wenig wie möglich zu beschmutzen. »Wie konnte das nur geschehen?«

Nabil zuckte wortlos die mageren Schultern.

»Nabil, warum um Gottes willen hat man dich verhaftet? Ist etwas Wahres an diesen Anschuldigungen?«

Er bekam keine Antwort. »Hör zu«, sagte Safwan, und seine eigene Stimme kam ihm merkwürdig schrill und fremd vor, »ich habe einen Freund, der ein einflußreicher Richter ist. Er wird sich für dich einsetzen, und du wirst begnadigt werden. Er ist ein mächtiger Mann mit guten Verbindungen. Glaub mir, er wird dich hier herausholen.«

»Das bezweifle ich, angesichts der Anklage, die gegen mich vorgebracht wird.« Es klang nicht so, als könne dieser Umstand Nabil ängstigen. Safwan bemerkte bestürzt die aufgeschürften Stellen an seinen Handgelenken. Verkrustetes Blut klebte auch auf den Lippen seines Freundes.

Leise stellte e