: M. C. Beaton
: Agatha Raisin und die tote Gärtnerin Kriminalroman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838753935
: Agatha Raisin Mysteries
: 1
: CHF 8.10
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 191
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

ENGLISCHER LANDHAUS-KRIMI MIT KULTSTATUS Home Sweet Home. Als Agatha Raisin nach einer anstrengenden Weltreise ihr Cotswolds-Cottage betritt, ist sie heilfroh, endlich wieder zu Hause zu sein. Die Freude währt allerdings nicht lange, denn in Agathas Abwesenheit hat ihr attraktiver Nachbar James doch tatsächlich mit einer anderen Frau angebandelt. Mary Fortune heißt das blutjunge Ding, das leidenschaftlich gern gärtnert - ganz im Gegensatz zu Agatha. Trotzdem ist diese sich sicher, die unliebsame Konkurrentin in der bevorstehenden Gartenschau zu übertrumpfen. Doch dazu kommt es erst gar nicht, denn ausgerechnet Agatha stolpert eines Nachts über Marys Leiche - und die steckt kopfüber in einem Blumenkübel. AGATHA RAISINS DRITTER FALL. 'Ein absolutes Juwel' PUBLISHERS WEEKLY

Eins


Ein mildfeuchter Winter ging in den Frühlingüber, als Agatha Raisin nach einem ausgedehnten Urlaub langsam in ihr Heimatdorf Carsely zurückfuhr. Sie redete sich ein, dass sie fernab von diesem verschlafenen Dorf eine wunderbare Zeit gehabt hatte. Agatha war in New York gewesen, von dort auf die Bermudas und anschließend nach Montreal gereist, um sodann nach Paris und weiter nach Italien, Griechenland und in die Türkei zu fliegen. Und obwohl sie eine vermögende Frau war, plagte sie ihr schlechtes Gewissen, denn sie war es schlicht nicht gewohnt, solche Summen nur zum Vergnügen zu verschleudern. Früher hatte sie fast ausschließlich die etwas teureren Pauschalangebote gebucht, bei denen sie in einer Gruppe reiste. Diesmal war sie allein unterwegs gewesen. Carsely hatte ihr das nötige Selbstvertrauen gegeben, neue Kontakte zu knüpfen. Zumindest hatte sie das gedacht. Jetzt schien es ihr, als hätte sie zahllose Wochen in austauschbaren Hotelzimmern verbracht und einsam irgendwelche Sehenswürdigkeiten abgeklappert.

Natürlich würde sie ebenso wenig zugeben, dass sie einsam gewesen war, wie sie jemals eingestehen würde, dass ihre Abwesenheit irgendetwas mit ihrem Nachbarn James Lacey zu tun hatte.

Am Ende ihres»letzten Falles«, wie sie es gern nannte, hatte sie imörtlichen Pub mit einer der hiesigen Frauen zu viel getrunken und auf dem Heimweg eine obszöne Geste in James’ Richtung gemacht, als der gerade vor seinem Cottage stand.

Am nächsten Tag hatte sie sich zerknirscht bei ihrem attraktiven Nachbarn entschuldigt, und er hatte ihre Entschuldigung ruhig angenommen. Aber ihre aufkeimende Freundschaft war seitdem zu einer lauwarmen Bekanntschaft heruntergekühlt. Er redete kurz mit ihr, wenn er sie im Pub oder im Dorfladen traf, kam jedoch nicht mehr auf einen Kaffee vorbei. Und wenn er in seinem Vorgarten arbeitete und Agatha kommen sah, verschwand er flugs im Haus. Deshalb hatte Agatha ihr blutendes Herz ins Ausland getragen. Fernab vom beruhigenden Einfluss Carselys hatte sich ihr altes Naturell erneut durchgesetzt, sprich: Sie war wieder reizbar, aggressiv und voreingenommen. Ihre Kater befanden sich in einem Korb auf dem Rücksitz, denn Agatha hatte sie auf dem Rückweg in der Katzenpension abgeholt. Und obgleich sie bis heute verheiratet war – auch wenn sie ihren Mann seit Jahren nicht gesehen und ihn praktisch vergessen hatte –, kam sie sich wie die wunderliche alte Jungfer des Dorfes vor, mitsamt den dazugehörigen Katzen.

Carsely lag friedlich im milden Sonnenschein. Rauch stieg aus den Schornsteinen auf. Agatha fuhr in die unscheinbare Hauptstraße. Eigentlichwar diese Straße das Dorf, sah man von den wenigen abzweigenden Seitenwegen und der Sozialsiedlung am Dorfrand ab. Von hier bog Agatha scharf in die Lilac Lane, in der ihr reetgedecktes Cottage stand. James Lacey wohnte gleich nebenan. Aus seinem Schornstein rauchte es. Sogleich schöpfte sie neuen Mut. Wie gern würde sie vor seiner Tür anhalten und rufen:»Ich bin wieder da!« Doch sie wusste, dass er herauskommen, sie ernst ansehen und bloß etwas Höfliches wie»Schön, dass Sie zurück sind« sagen würde, bevor er sich wieder nach drinnen verkrümelte.

Und so hielt sie erst vor ihrem Cottage, schnappte sich ihre Kater Boswell und Hodge und schloss die Haustür auf. Drinnen roch es streng nach Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Ihre Putzhilfe, Doris Simpson, hatte sich während Agathas Abwesenheit offenbar nach Herzenslust ausgetobt. Agatha fütterte ihre Kater, ließ sie nach draußen und schleppte dann ihre Koffer herein. Nachdem sie ihre Urlaubskleidung in den Wäschekorb gestopft hatte, packte sie die kleinen Päckchen aus, die sie als Souvenirs für die Damen von Carsely mitgebracht hatte.

Der Vikarsfrau Mrs. Bloxby hatte sie einen sehr hübschen Schal in Istanbul gekauft. Und weil Agatha sich nach etwas menschlicher Gesellschaft sehnte, beschloss sie, jetzt gleich zum Pfarrhaus zu gehen und ihr Mitbringsel zuüberreichen.

Inzwischen war die Sonne untergegangen, und das Pfarrhaus sah dunkel und still aus. Plötzlich bekam Agatha Angst. Bei allen Vorbehalten gegen Carsely konnte sie sich das Dorf nicht ohne die sanftmütige Vikarsfrau vorstellen. Könnte der Vikar in eine andere Gemeinde versetzt worden sein, während sie fort war?

Agatha war eine stämmige Frau mittleren Alters mit einem runden, kampflustigen Gesicht und kleinen Bärenaugen. Ihr volles braunes Haar ließ sie seit Jahrzehnten zu einer Kurzhaarfrisur mit langem Pony schneiden, die im Grunde seit den Siebzigern nicht so ganz aus der Mode gekommen war. Sie besaß passable Beine und kleidete sich teuer, weshalb niemand, der sie vor der Pfarrhaustür stehen sah, auf den Gedanken gekommen wäre, dass sie sich nichts mehr ersehnte als ein freundliches Gesicht. Dieser scheue Wunsch lag allerdings sicher verborgen hinter dem dicken Schutzpanzer, den Agatha sich im Laufe der Jahre zugelegt h