: Simon Kanwischer
: Stephan Meder
: Der Grenzbereich zwischen öffentlichem Strafanspruch und intimer Lebensgestaltung Verschiebungen in der historischen Entwicklung - aufgezeigt am Beispiel der Strafbarkeit des Inzests (§ 173 StGB)
: Vandenhoeck& Ruprecht Unipress
: 9783847001294
: Beiträge zu Grundfragen des Rechts.
: 1
: CHF 47.80
:
: Recht
: German
: 194
: Wasserzeichen/DRM
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: PDF
Seit der Entstehung des Strafgesetzbuchs (StGB) wurde die Frage, inwieweit eine gesellschaftlich konsentierte Vorstellung von Moral und Sittlichkeit zum Maßstab öffentlicher Strafe werden darf, immer wieder kontrovers diskutiert. Am Beispiel des Inzestverbots zeichnet der Autor den Einfluss historisch bedingter Moralvorstellungen und Sittlichkeitsüberlegungen auf die Entwicklung des StGB nach. Von den philosophischen Grundlagen der Legitimation von Strafnormen aus der Zeit der Aufklärung über die Sozialutopien des späten 19. Jahrhunderts zeigt Simon Kanwischer die Entstehung und Rezeption des preußischen StGBs auf und erläutert die Reformansätze im Sexual- und Sittlichkeitsstrafrecht bis 1933. Besondere Beachtung findet auch der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2008 zur Frage der Verfassungsmäßigkeit des Inzestverbots. Der Autor plädiert für eine Neufassung des § 173 StGB.

Dr. Simon Kanwischer studierte Jura und war danach bis 2013 am Lehrstuhl für Strafrecht als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt und dort an verschiedenen Forschungsprojekten u.a. zum internationalen Strafrecht beteiligt.
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Table of Contents5
Body9
Vorwort und Danksagung9
A. Einleitung11
I. Stand der Wissenschaft13
II. Vorgehensweise / Methodik / Quellenlage14
B. Hauptteil17
I. Beginn der öffentlichen Strafe17
II. Die ersten komplexen strafrechtlichen Normsysteme in Deutschland18
1. Bambergensis18
2. Carolina19
3. Codex Juris Bavarici Criminalis20
4. Weitere Entwicklung und Einordnung21
III. Ideengeschichtlicher Hintergrund vor 187122
1. Naturrecht22
a) Hugo Grotius22
b) Hobbes Strafrechtsphilosophie23
2. Aufklärung26
a) Einfluss Kants27
b) Weiterentwicklung, Bedeutung für die Naturrechtskodifikationen30
IV. Strafbewehrtes Sexualverhalten im 19. Jahrhundert38
1. Die Naturrechtskodifikationen38
a) Code Pénal, 181038
b) Das Preußische Allgemeine Landrecht von 179442
2. Das Preußische Strafgesetzbuch von 185173
a) Die Sittlichkeitsdelikte in der gerichtlichen Praxis (1851–1871)74
b) Bewertung83
3. Sächsisches StGB, 185586
4. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts als Kulminationspunkt der Entwicklung88
5. Verschiedene Territorialstrafgesetze93
a) Großherzogtum Hessen94
b) Königreich Hannover94
c) Königreich Württemberg95
d) Weitere95
6. Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund / Reichsstrafgesetzbuch95
V. Entwicklung seit 187197
1. Der Rechtsgutsbegriff und seine Auswirkung auf das Sittlichkeitsstrafrecht97
2. Diskussion während der Strafrechtsreformzeit 1909–1919101
a) Die Sittlichkeit als Rechtsgut101
b) Folgerungen in Bezug auf § 173104
c) Exkurs: Kurt Hiller109
3. Einfluss der Kriminalanthropologie und Ideologisierung in der Weimarer Republik111
a) Forderungen der Sozialreform, Aufkommen der „Sozialhygiene”112
b) Vordringen der Eugenik und Forderungen der Kriminalanthropologie114
c) Stellungnahme115
4. Verlauf der Reform des Sittlichkeitsstrafrechts bis 1933116
a) Höhepunkt der Liberalisierungskämpfe im Sexualstrafrecht117
b) Parlamentarische Debatte122
c) Zusammenfassung und Bewertung124
VI. Sittlichkeit und Strafrecht im Nationalsozialismus126
VII. Entwicklungen nach 1945130
1. Die Beratungen der großen Strafrechtskommission131
a) Verwandtenbeischlaf132
b) Verschwägertenbeischlaf134
c) Sodomie135
2. Der E 1960136
3. Der E 1962137
4. Kritik und wissenschaftliche Diskussion bis 1969137
a) Belebung des Rechtsgutsbegriffs durch Jäger137
b) Kritik an den Entwürfen139
c) § 173 StGB innerhalb der Liberalisierungsdebatte der späten 60er Jahre142
d) Der Alternativentwurf 1968143
e) Zusammenfassung145
5. Entwicklungen in der DDR146
6. Situation heute147
VIII. Neuere Tendenzen in der Rechtstheorie150
IX. Entwicklung in der Rechtsprechung seit 1945152
X. Der Beschluss des BVerfG zur Verfassungsmäßigkeit des Inzestverbots153
1. Abkehr vom Rechtsgüterschutz154
2. Vorgehensweise des BVerfG156
a) Schutz von Ehe und Familie nach Maßgabe des Art. 6 GG156
b) Schutz der sexuellen Selbstbestimmung156
c) Eugenische Gesichtspunkte157
d) Wirkkräftige gesellschaftliche Überzeugung von der Strafwürdigkeit157
3. Stellungnahme158
a) Zur Systematik des Gerichts bei der Grenzziehung158
b) Zu den vom BVerfG angeführten Strafgründen161
C. Schluss175
I. Zusammenfassung175
II. Folgerungen in Bezug auf § 173 StGB177
III. Jüngste Entwicklungen180
1. Das deutsche Inzestverbot vor dem EGMR180
2. Aktuelle Diskurse und Ausblick181
Literaturverzeichnis185