: Rolf P. Gieler, Andrea Dimmig-Osburg
: Kunststoffe für den Bautenschutz und die Betoninstandsetzung Der Baustoff als Werkstoff
: Birkhäuser Basel
: 9783764373726
: 1
: CHF 22.40
:
: Bau- und Umwelttechnik
: German
: 496
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

Aus ehend von den chemischen Grundlagen werden in diesem Buch die Anwendung und der Einsatz von Kunststoffen im Bauwesen beschrieben. Neben dem allgemeinen Schutz von Oberflächen gehen die Autoren auf die Verfahren im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen ein und analysieren kunststoffmodifizierte Baustoffe.

8 Anwendungen (S. 81-82)

8.1 Klebstoffe

Klebstoffe sind traditionelle Werkstoffe, die vom Menschen seit ca. 7000 Jahren genutzt werden. So wurden die ersten Kleber wenig innovativ aus der natürlichen Umwelt angewendet, beispielsweise Birkenharz und Naturasphalt. Als erster vom Menschen entwickelter Klebstoff gilt „Se Gin", ein durch Kochen von Tierhäuten gewonnener Gelatineleim.

Wenngleich Leime aus natürlichen Rohstoffen derzeit eine Renaissance erleben, sind für viele Anwendungen hochleistungsfähige, petrochemische Klebstoffe unumgänglich.

Grundsätzliche Voraussetzung für einen guten Klebeverbund sind

 eine optimale Benetzung des Werkstoffes mit dem Kleber,
 eine saubere Klebefläche.

Klebstoffe/Kleber sind in der Lage, Fügeteile durch Haftung auf der Oberfläche der Werkstoffe (Adhäsion) und durch innere Festigkeit (Kohäsion) zu verbinden.

Adhäsion kommt zustande, wenn Stoffe sich auf eine Entfernung von wenigen Angström (10–10 m) nähern. Die Wechselwirkung zwischen den Stoffen auf einer so geringen Distanz führt meist zu einer Anziehung, je nach Struktur der Oberfläche kann auch ein mechanisches Verkrallen stattfinden. Jegliche Art von an der Oberfläche haftenden Partikeln setzt die Klebkraft herab. Nur wenn der Kleber eine ausreichende Eigenfestigkeit (Kohäsion) besitzt, kann der Verbund auch kraftschlüssig sein.

Kleber ist ein Oberbegriff für die unterschiedlichsten Kleberarten, die nach physikalischen, chemischen oder verarbeitungstechnischen Aspekten benannt werden, beispielsweise Leim, Kleister, Dispersionskleber, Lösungsmittelkleber, Reaktionsklebstoff und Kontaktklebstoff.

In den Klebstoff-Bezeichnungen sind oft

- die Kennzeichnung der Grundstoffe (z.B. Stärkekleister, Kunstharzklebstoff, Hautleim),
- die Verarbeitungsbedingungen (z.B. Kaltleim, Heißsiegelkleber, Schmelzkleber, Montageleim), 
- der Verwendungszweck (z.B. Papierkleber, Holzleim, Metallkleber, Tapetenkleister, Gummikleber),
- die Lieferform (z.B. flüssiger Kleber, Leimlösung, Leimpulver, Tafelleim, Leimgallerte, Kitt, Klebeband, Klebefolie) zu finden.

Nach der Art der Erhärtung können Kleber unterteilt werden

 in physikalisch abbindende (Leime, Kleister, Lösungsmittelkleber, Dispersionskleber, Plastisolkleber, Schmelzkleber) und
 in chemisch abbindende Kleber (z.B. Cyanacrylatkleber, EP-Kleber).

Die physikalisch abbindenden Kleber ändern ihren Aggregatzustand von flüssig nach fest. Entweder über das Verdunsten des Verteilungs-/Lösungsmittels (Lösungsmittelkleber, Kleister) oder durch Abkühlung (Schmelzkleber). Diese Kleber sind meist einkomponentig. Die chemisch abbindenden Kleber sind ein- oder mehrkomponentig. Beispielsweise härten zweikomponentige EP-Kleber durch Polyaddition, Cyanacrylate und Methacrylate durch Polymerisation, Systeme auf der Basis von Amino- oder Phenoplasten härten durch Polykondensation.

Leim und Leimlösungen

Unter Leim wird wasserlöslicher Klebstoff auf organischer Basis verstanden. Eine Ausnahme bildet Wasserglasleim. Durch Verdunstung oder „Wegschlagen" des Wassers erfolgt die physikalische Härtung. Leime auf der Basis von Eiweiß sind beispielsweise Glutinleim (Knochen-, Hautleim) und Kaseinleim. Stärke-, Dextrin-, Methylcellulose- und Sulfitablaugenleim (Malerleim) sind Klebstoffe auf der Basis von Kohlehydraten.

Dispersionsklebstoffe

Bei dieser Klebstoff-Gruppe sind Thermoplaste, Homo- und Copolymere, in Wasser dispergiert. Diese Klebstoffe werden vorwiegend für das Verbinden saugfähiger Materialien verwendet. Die Dispersionsklebstoffe härten physikalisch durch Verdunsten oder Abwandern des Dispersionswassers, zum Teil auch durch chemische Reaktion (EP-Emulsionen) aus. Beispiele sind Polyvinylacetat, synthetischer Kautschuk, Polyvinylester, Bitumen-Emulsionen.
Vorwort5
Inhaltsverzeichnis7
1 Allgemeines17
1.1 Begriffsdefinition18
1.2 Kurzzeichen und Begriffe20
1.3 Ausgangsstoffe22
1.4 Literatur24
2 Bildungsreaktionen25
2.1 Polymerisation25
2.2 Polykondensation26
2.3 Polyaddition27
2.4 Literatur28
3 Strukturen29
3.1 Innere Kräfte29
3.2 Thermoplaste29
3.3 Duroplaste31
3.4 Elaste32
3.5 Literatur32
4 Eigenschaften33
4.1 Mechanisch-thermisches Verhalten33
4.2 Mechanische Eigenschaften40
4.3 Nichtmechanische Eigenschaften48
4.4 Alterung58
4.5 Brandverhalten63
4.6 Eigenschaften und Anwendungen einiger bautechnisch wichtiger Kunststoffe66
4.7 Literatur69
5 Lieferformen71
6 Reaktionsharze73
6.1 Begriffe73
6.2 Polymerisationsharze73
6.3 Polyadditionsharze78
6.4 Reaktionsharzmassen81
6.5 Verarbeitung und Erhärtung85
6.6 Literatur89
7 Dispersionen und Lösungen90
7.1 Begriffe90
7.2 Grundstoffe93
7.3 Verarbeitung und Erhärtung94
7.4 Literatur95
8 Anwendungen97
8.1 Klebstoffe97
8.2 Spachtelmassen, Fugendichtungsmassen, Fugendichtstoffe100
8.3 Mörtel und Beton mit Reaktionsharzen101
8.4 Kunststoffmodifizierter Mörtel und Beton103
8.5 Faserverstärkte Kunststoffe117
8.6 Schaumstoffe119
8.7 Literatur123
9 Identifizierung von Kunststoffen mit einfachen Bestimmungsmethoden124
Literaturverzeichnis126
10 Funktionen und Eigenschaften127
10.1 Kohlenstoffdioxiddurchlässigkeit127
10.2 Verhalten gegenüber Wasser134
10.2.1 Mechanismen des Wassertransports134
10.2.2 Diffusion134
10.2.3 Kapillarität und Wasserdurchlässigkeit137
10.2.4 Speicherung141
10.2.5 Baupraktische Bedeutung des hygrischen Verhaltens143
10.3 Mechanische Eigenschaften145
10.3.1 Eigenspannungen145
10.3.2 Verbundverhalten146
10.3.3 Befahrbarkeit149
10.3.4 Griffigkeit152
10.3.5 Rutschsicherheit153
10.3.6 Verschleißwiderstand154
10.3.7 Schlag- und Stoßwiderstand157
10.3.8 Rissüberbrückung157
10.4 Elektrische Eigenschaften166
10.4.1 Physikalische Grundlagen166
10.4.2 Klassifizierung von Fußböden und Anforderungen an elektrische Kenngrößen168
10.4.2.1 Elektrostatisch gefährdete Räume168
10.4.2.2 Elektrostatisch gefährdete Bauteile169
10.4.2.3 Regelwerke170
10.4.3 Widerstandsmessungen172
10.4.3.1 Isolationswiderstand173
10.4.3.2 Durchgangswiderstand/Volumenwiderstand173
10.4.3.3 Oberflächenwiderstand173
10.4.3.4 Erdableitwiderstand174